Der Saisonauftakt in Australien steht kurz bevor. Den Teams stehen noch zwei Testtage zur Verfügung, um etwaige Probleme auszusortieren und sich mit dem Auto vertraut zu machen. Da der Wettergott dieses Wochenende endlich ein Einsehen hat, ist jeder Fahrer heiß darauf ins Auto zu steigen - mit Ausnahme von Kimi Räikkönen. Der Finne hängt am Samstag in seinem Hotelzimmer über der Kloschüssel anstatt auf der Strecke herum.
Offiziell leidet der Finne an einer Lebensmittelvergiftung. Hat der Finne etwa Milch von Kühen getrunken, die mit verseuchtem Mais gefüttert wurden oder womöglich sogar eine Pferdefleisch-Salami (natürlich nicht als solche deklariert) gegessen? Oder liegt der Hund woanders begraben und die Magenverstimmung wurde von Hochprozentigem hervorgerufen? Würde es sich um Sebastian Vettel oder Nico Rosberg handeln, würde diese böswillige Vermutung keinem Journalisten nur eine Sekunde durch in den Kopf schießen, aber Räikkönen hat nun mal einen gewissen Ruf.
Selbst Lotus nahm Raikkönens Ruf in ihrer Twitter-Erklärung auf die Schippe. "Wir dementieren offiziell sämtliche Berichte, wonach Kimi auf der Queen Elisabeth II Party gemacht hat. Viel eher scheint Kimi das spanische Eis nicht bekommen zu sein." Eine Anspielung auf die Eis-Geschichte von Malaysia 2009 - diese wird der Finne in seiner Rennkarriere wohl nie mehr los. Genauso wie die dummen Fragen der Journalisten. Wollte er also vielleicht nur seine Ruhe von dem ihm ungeliebten Journalistenpack? Angesichts mancher Fragen meiner Kollegen wäre es durchaus zu verstehen. (siehe Video)
Ich gebe zu, es macht auch mir Spaß, Räikkönens Magenverstimmung auf die Schippe zu nehmen und über mögliche Alkoholeskapaden zu rätseln. Doch wir befinden uns in der finalen Testphase und Fakt ist, dass Räikkönen jeden Testkilometer bitter nötig hat. In der vergangenen Barcelona-Woche machte ihm erst die Technik und dann das Getriebe einen Strich durch die Testrechnung. Während Teamkollege Romain Grosjean auf dem Circuit de Catalunya insgesamt 300 Runden abspulte, kam Räikkönen bisher nicht über 87 Runden hinaus - eine Saisonvorbereitung nach Maß sieht anders aus.
Aber wer Räikkönen kennt, der weiß, dass der Finne deshalb keine schlaflosen Nächte haben wird. Und genau das ist seine Stärke. Räikkönen lässt sich von Test-Fehlstarts und Getriebeproblemen nicht aus der Ruhe bringen, genauso wenig wie von Journalisten, die darüber rätseln, ob er nun tatsächlich eine Magenverstimmung oder einen Kater hat. Am Ende zählt nur das Renn-Ergebnis in Australien. Und wenn das passt, erinnert sich keiner mehr an etwaige gesundheitliche Probleme des Finnen.
diese Formel 1 Redaktion