Die Geschichte des Giedo van der Garde ist nicht unbedingt die geradlinigste - letzten Endes, so steht seit Freitag, dem 1. Februar 2013, fest, hat sie ihn aber doch noch in die Formel 1 geführt, denn wie der Holländer und das Caterham-Team in Amsterdam bekanntgaben, fährt der GP2-Aufsteiger kommende Saison für das Team. Teamchef Cyril Abiteboul erklärte: "Jeder im Team ist hocherfreut darüber, dass wir endlich bekanntgeben können, dass Giedo 2013 für uns starten wird. Er ist schon seit Anfang 2012 ein Teil unserer Familie und hat sich hier bislang sehr gut geschlagen und eingelebt." Das vergangene Jahr habe der Neuling dazu genützt, seine Pace aber auch sein technisches Feedback und das Verhältnis zu den Ingenieuren zu verbessern.
"Für uns war das ein klares Signal, dass er bereit für die Beförderung in die F1 ist", so Abiteboul, der anfügte: "Für Giedo war das in unserem Team der nächste logische Schritt." Caterham wachse weiter und freue sich, dabei auch Talente fördern zu können. "Jetzt hat Giedo die Chance, zu beweisen, dass er diesen Platz verdient. Charles und er waren ja schon einmal Teamkollegen, das passt also perfekt", meinte der Franzose. Van der Garde zeigte sich bei seiner Vorstellung in Amsterdam überwältigt. "Ich bin total aus dem Häuschen", strahlte der Holländer, der sich beim Team bedankte. "Ich weiß, dass ich für diesen Schritt bereit bin und die Arbeit im Verlauf meiner ganzen Karriere, besonders aber mit diesem Team im letzten Jahr, hat mich nun mein großes Ziel erreichen lassen."
Der 27-Jährige erklärte, er habe sich 2012 bereits vollends im Team integriert. "Nun kann ich diese Arbeit fortführen und das auf dem höchsten Level, das der Motorsport zu bieten hat. Ich kann gar nicht erwarten, dass es endlich losgeht", so Van der Garde. Teambesitzer Tony Fernandes meldete sich derweil via Twitter zu Wort und gratulierte seiner Neuverpflichtung. "Willkommen in der Caterham-Familie. Es ist großartig, einen weiteren internationalen Zugewinn aus der GP2 begrüßen zu dürfen. Caterham sieht sieht gut aufgestellt aus."
Keine Bilderbuchkarriere
Die Truppe im Werk in England ließ ausrichten: "Erstmals seit Christijan Albers 2007 gibt es wieder einen holländischen Fahrer in der F1. Glücklicher als mit Charles Pic und Giedo van der Garde könnten wir nicht sein." Dass Letzterer den Sprung in die F1 doch noch geschafft hat, war nicht immer abzusehen. Dabei verlief der Karrierebeginn des Niederländers noch wie bei den meisten Motorsportlern - er begann im Kartsport. Über die nationale Formel A bahnte sich das Talent aus Rhenen schnell den Weg nach oben. Dem Aufstieg in die Formel Super A folgte 2004 der in die Formel 3. Gleich in seiner Debütsaison fuhr er dabei zweimal aufs Podest, am Ende des Jahres schaffte es der Rookie auf Gesamtrang neun.
Für das strenge Förderprogramm von Renault war das aber scheinbar nicht genug, beendeten die Franzosen damals doch ihre Unterstützung für Van der Garde. Somit darf es wohl als Ironie des Schicksasl gewertet werden, dass der Holländer gut acht Jahre später bei seinem F1-Einstieg mit Caterham ausgerechnet von Renault-Aggregaten befeuert wird. Doch beinahe wäre Van der Garde sogar schon viel früher in der Königsklasse gelandet: Nach zwei weiteren Jahren in der Formel 3 unterzeichnete er Ende 2006 einen Vertrag als Testfahrer bei Super Aguri. Das Problem dabei: Parallel setzte der Jungspund seine Unterschrift auch unter ein Arbeitspapier mit dem Spyker-Team, woraufhin zwischen allen Beteiligten ein Rechtsstreit ausbrach und Van der Gardes Namen auf Grund des kontroversen wie unprofessionellen Verhaltens im Fahrerlager in Verruf geriet.
Immer im Schatten des Teamkollegen
Hilfreich war das nicht, durfte er am Ende der ganzen unrühmlichen Causa doch für keines der beiden Teams fahren und musste sich weiter den Weg durch diverse Nachwuchsklassen nach oben bahnen. 2007 ging er in der Formel Renault für Vitctory Engineering an den Start - der so wichtige Durchbruch gelang eine Saison später, als er sich nach dem Wechsel zu P1 Motorsport vorzeitig zum Meister krönen konnte. Anschließend erfolgte der Sprung in die GP2, zum Top-Team iSport International. Doch abermals benötigte Van der Garde einige Eingewöhnungszeit, blieb mit Platz sieben trotz dreier Laufsiege etwas hinter den Erwartungen zurück.
2010 wechselte Van der Garde zu Barwa Addax, stand in seiner ersten Saison mit dem Team jedoch im Schatten von Stallkollege Sergio Perez, der den Vizetitel einfahren konnte und sich danach in Richtung Formel 1 aufmachte. Im Folgejahr zeigte der 27-Jährige dann seine bis dato beste GP2-Saison, wurde Fünfter und musste sich in der Endabrechnung nur knapp Teamgefährte Charles Pic geschlagen geben, auf den er bei Caterham nun erneut trifft - damals war es jedoch abermals der Stallkollege, der in Sachen F1 den Vorzug erhielt und Van der Garde musste sich weiter in Geduld üben. Um diesem Zustand ein Ende zu setzen, vollzog er zur Saison 2012 hin den Wechsel zu Caterham Racing - damit verbunden war neben dem GP2-Engagement auch die Rolle als Test- und Ersatzfahrer für das Formel-1-Team.
Mit Unterstützung des Schwiegervaters
Während im Unterhaus nicht alles glatt lief und er als letztendlich Sechstplatzierter erneut nicht in den Titelkampf eingreifen konnte, entwickelten sich die Dinge in der Königklasse mehr und mehr zu seinen Gunsten. Gleich bei sechs Freitagstrainings durfte der Holländer entweder im Boliden von Heikki Kovalainen oder dem von Vitaly Petrov Platz nehmen und wertvolle Einsatzkilometer sammeln. Auch wenn er bei fünf dieser sechs Versuche langsamer als der jeweils parallel fahrende Stammpilot war, erntete Van der Garde viel Lob vom jungen Team aus Leafield. Zusammen mit seiner reichen Sponsorenmitgift, konnte er das Team, das seine Fühler auf Grund der allgemeinen Wirtschaftslage ohnehin nach einem Paydriver ausgestreckt hatte, von einer Beförderung überzeugen.
Dabei sah es zunächst noch so aus, als müsse Van der Garde einmal mehr mit dem Platz in der zweiten Reihe vorlieb nehmen, galten bis vor kurzem doch vor allem Vitaly Petrov und Bruno Senna als Favoriten auf das Cockpit an der Seite von Pic. Mit Luiz Razia verabschiedete sich ein weiterer Mitstreiter im Bieterkrieg um den zweiten Caterham-Sitz erst kürzlich, verkündete der Brasilianer einen Tag vor Van der Garde doch seinen Wechsel zu Marussia. Letztendlich gelang dem Holländer aber doch noch der Sprung ins Feld der Saison 2013: Seit Jahren wird er von seinem Schwiegervater Marcel Boekhoorn, einem niederländischen Investor und dessen Modefirma McGregor, unterstützt - die Mitgift, die im zweistelligen Millionenbereich liegen soll und das Team von Tony Fernandes sicher gerne entgegennehmen wird, um die Entwicklung des CT-02 voranzutreiben, dürfte letztendlich den entscheidenden Ausschlag zu Gunsten Van der Gardes gegeben haben.
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