Ein schwaches Auto zu Saisonstart, fünf andere Weltmeister und die chaotischste Saison seit Jahren - nichts scheint Fernando Alonso aufhalten zu können. Schnell, konstant und meistens fehlerlos - mancher hält den Ferrari-Star sogar für den perfekten Rennfahrer. Das Motorsport-Magazin erklärt die fünf größten Stärken des Spaniers.
5. Glück
Nein, Fernando Alonsos Erfolge in dieser oder jeder anderen Saison sind sicherlich nicht rein dem Glück geschuldet. Doch das nötige Quäntchen Glück gehört auch beim besten Rennfahrer dazu - sonst hätte Sebastian Vettel seinen Titel 2010 nicht im letzten Rennen gewonnen oder hätte Heikki Kovalainen 2008 nicht seinen bislang einzigen Grand Prix Sieg nach einem Motorschaden von Felipe Massa in der letzten Runde erzielt. Dieses Glück des Tüchtigen können und müssen sich die Piloten in der Formel 1 hart erarbeiten.
"Im Moment spielt alles in die Hände von Fernando - und bei uns läuft nicht alles reibungslos", gestand Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko zur Saisonmitte. Gemeint war, dass Alonso seine wenigen Fehler im Freien Training unterliefen bzw. Ausrutscher im Regen-Qualifying ohne Folgen blieben, während andere in der Qualifikation oder dem Rennen mit Kollisionen oder Defekten ausfielen. Marko gibt der Konkurrenz jedoch Hoffnung: "Niemand kann die ganze Zeit durch Glück gesegnet sein, die Glückssträhne von Alonso findet früher oder später ein Ende."
4. Fehlerquote
Ein Bild mit Seltenheitswert: Statt mit einer roten Stufennase kehrte Fernando Alonso im Freitagstraining in Silverstone mit einem schwarzen Loch in der Fahrzeugfront an die Box zurück. Es war einer der wenigen Ausrutscher des Spaniers in diesem Jahr. "Das große Plus von Alonso ist, dass er im Rennen keine Fehler macht und konstant punktet", erklärt Marc Surer. Für Mercedes-Teamchef Ross Brawn ist Alonso sogar einer "der Besten aller Zeiten": "Er gewinnt Rennen, die er nicht gewinnen sollte, Rennen, bei denen er kein Recht hat, zu gewinnen. Das ist das Kennzeichen eines großartigen Fahrers."
Natürlich ist auch ein Alonso nicht perfekt, das betont selbst sein Renningenieur Andrea Stella, der in der Vergangenheit schon mit Michael Schumacher und Kimi Räikkönen gearbeitet hat. Dennoch kommt der Spanier in Stellas Augen nahe an die Perfektion heran: "Fernandos Stärke ist, dass er keine Schwächen hat. Er ist unter allen Bedingungen stark, von trocken bis extrem nass."
3. Speed
Einem Doppelweltmeister wie Alonso lässt sich der Speed nur schwer absprechen. Doch selbst Alexander Wurz kommt beim Spanier anno 2012 ins Schwärmen: "Alonso ist in einer Überform und selbst an einem schlechten Tag kann man ihm nicht mehr so leicht Punkte wegnehmen." Der Ferrari-Pilot selbst stapelt tief: "Wir sind nirgendwo die Besten, aber überall gut." Egal ob in der Qualifikation, auf Stadtkursen oder im Regen, der Ferrari sei nirgends der Schnellste.
Laut Niki Lauda gilt das im Umkehrschluss allerdings nicht für den Spanier: "Fernando ist einfach einer der besten Piloten, die es gibt. Er hat in Sepang mit einem Kübel von Ferrari das Rennen gewonnen." Auch Surer stimmt dem dreimaligen Weltmeister bei dessen Beurteilung zu. Alonso hole stets das Maximum oder sogar noch ein bisschen mehr aus dem Auto heraus. "Wenn man sieht, wo Felipe Massa herumfährt, weiß man, wie gut der Ferrari wirklich ist", betont der Schweizer. Ohne Alonsos Fähigkeiten am Steuer hätte sich der Albtraum der Wintertests für die Tifosi wohl über die gesamte Saison hinweg fortgesetzt.
2. Weiterentwicklung
Selbst in den heiligen Hallen der Scuderia ist es kein Frevel, den F2012 der Wintertestfahrten als wenig geglücktes Rennauto zu bezeichnen. Dem Boliden mangelte es an Performance und Ferrari gestand dies offen ein. Alonso gehörte zu den Antreibern, die auch nach den ersten Saisonsiegen in Malaysia und Valencia stets betonten, dass noch viel Arbeit vor ihnen liege, um zu den schnellsten Autos aufzuschließen.
"Es ist unglaublich, wie Ferrari es geschafft hat, das Auto von einer Gurke zu einem absoluten Top-Auto umzubauen - auch da steckt Alonso dahinter", verrät Alexander Wurz. Obwohl Alonso gerne Zaubertricks vorführt, kann auch er keine Abtriebspunkte und Zehntelsekunden aus dem Hut zaubern, um den F2012 an McLaren oder Red Bull vorbei zu katapultieren, doch sein technisches Feedback und seine Rolle als unermüdlicher Antreiber brachten Ferrari fast zurück zu alter Stärke. "Ich muss meinen imaginären Hut vor diesem Mann ziehen", sagt Wurz. "Er gibt einfach nie auf."
1. Cleverness
Ein schwerer Gasfuß und ein gut eingestelltes Popometer reichen in der modernen Formel 1 nicht mehr aus. Auch ein kluger Kopf ist für Siege unumgänglich. Für Niki Lauda ist Alonso der abgebrühteste Pilot von allen. "Er verfügt über Verstand und weiß genau, was er zu tun hat." Dazu gehört auch strategisches Denken während des Rennens. Alonso riskiert keine unnötigen Ausfälle, Kollisionen oder Strafen - ganz im Gegensatz zu Lewis Hamilton im letzten oder Pastor Maldonado in diesem Jahr. Der Spanier gibt sich auch mal mit einer Punkteplatzierung zufrieden, wenn das Auto nicht mehr hergibt.
Er agiert überlegt und geduldig, nicht unkontrolliert und aggressiv. "Er ist auch außergewöhnlich darin, das Team zu motivieren", betont Patrick Tambay. Diese enge Bindung zu seinem Team ist ein weiterer cleverer Schachzug, den vor ihm schon Michael Schumacher in Maranello praktizierte. Alonso sagt seinen Ingenieuren genau, was er haben möchte. "Er ist wohl einer der wenigen, die so eine Beziehung zu ihrem Team haben", sagt Johnny Herbert. "Fernando ist in seiner Persönlichkeit stärker und stärker geworden und Ferrari hat ihn verstanden."
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