Den Bahrain Grand Prix 2012 als nicht kontrovers zu bezeichnen, wäre in etwa das Gleiche, als würde man sagen, Micaela Schäfer trägt viel Gewand. Die Proteste der schiitischen Bevölkerung gegen die sunnitische Monarchie hingen wie ein Schatten über dem ganzen Rennwochenende. 2011 war das Rennen wegen derartiger Unruhen abgesagt worden, dieses Jahr wurde es trotzdem durchgezogen, wobei es viel Kritik daran gab. Und die FIA ist anscheinend bereits nervös, was die Austragung des Bahrain Grand Prix 2013 betrifft.

Das Königreich ist noch immer nicht zur Ruhe gekommen, zuletzt gab es am Montag Proteste, bei denen Tränengas gegen die Demonstranten eingesetzt wurde und wieder mehrere Menschen verhaftet wurden. Unter den Verhafteten war auch Yousef al-Muhafedha, der das Bahrain Center für Menschenrechte leitet, sagte seine Frau Zainab al-Sairafi. Das könnte die Lage sogar noch mehr anspannen, da vor weniger als einer Woche die Berufung gegen die Gefängnisstrafe von Nabeel Rajab zurückgewiesen wurde, der Direktor des Bahrain Centers für Menschenrechte ist.

Angesichts solcher Entwicklungen ist man bei der FIA klarerweise nicht gerade in bester Laune und befürchtet, es könnte sich ein weiteres umstrittenes Rennwochenende anbahnen. "Das war auf jeder Ebene ein Public Relations Desaster", sagte eine namentlich nicht genannte Quelle aus dem Weltverband zum Bahrain Grand Prix 2012 gegenüber der Times. "Das Rennen wird stattfinden, aber man muss sich fragen, was diesmal passiert. Die Demonstranten waren im April nicht sehr gut organisiert und sie haben vielleicht das Gefühl, eine Chance verpasst zu haben, das Rennen als Plattform zu nutzen. Diesmal haben sie reichlich Vorlaufzeit, in der sie wissen, das Rennen wird gefahren und dadurch können sie von langer Hand planen. Jetzt können wir nur hoffen."

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Dass das Rennen in Bahrain 2013 gefahren wird, steht zunächst einmal außer Frage. Der Grand Prix bringt Geld und Bernie Ecclestone mag Geld. Außerdem hat er 2012 gesehen, dass sich so ein Wochenende durchpeitschen lässt und man die Störgeräusche zumindest klein halten kann. Dass das der FIA nicht gefiel, war ihm relativ egal, wobei ja selbst Jean Todt meinte, das Rennen habe der Nation Fröhlichkeit gebracht.

Das war mehr Augenauswischerei als sonst etwas. Das Land ist noch lange nicht in Frieden vereint. Natürlich will das Königshaus den Grand Prix durchziehen, um aller Welt zu zeigen, dass die Probleme doch gar nicht so groß sein können. Sollten sich die Demonstranten diesmal wirklich besser organisieren, könnte die Formel 1 aber doppelt zur politischen Bühne werden. Einerseits für die königliche Familie, andererseits für ihre Gegner. Und das ist doch eigentlich genau das, was die Formel 1 nicht sein will. Aber hey, immerhin geht es hier um Geld. (Falko Schoklitsch)