Michael Schumacher tritt am Ende der Saison aus der Formel 1 zurück. Diese Entscheidung gab der Rekord-Weltmeister am Donnerstag vor dem Großen Preis von Japan bekannt. Motorsport-Magazin.com liefert die wichtigsten Antworten rund um den überraschenden Rücktritt des Mercedes-Piloten.
Warum tritt Schumacher zurück?
Um 16:46 Uhr Ortszeit war es soweit: Schumacher verkündete im Mercedes-Motorhome in Suzuka seinen Abschied aus der Formel 1. Dass sein Dreijahresvertrag bei den Silberpfeilen nicht verlängert würde, war seit der Verpflichtung von Lewis Hamilton am vergangenen Freitag klar. Nun also der endgültige Abschied. "Ich war mir schon während der letzten Monate nicht mehr sicher, ob ich die nötige Motivation und Energie für ein oder zwei weitere Jahre noch aufbringen kann", sagte Schumacher. "Es ist nicht mein Stil etwas zu tun, wovon ich nicht 100 Prozent überzeugt bin. Deshalb habe ich so lange gezögert mich festzulegen."
Mit seiner Rücktrittsentscheidung fühle er sich von all diesen Zweifeln befreit. "Es ist nicht schmerzhaft, im Gegenteil: es ist eine Erleichterung", sagte Schumacher. Ein Grund für seinen Rücktritt ist neben der kräftezehrenden Saison auch die mangelnde Konkurrenzfähigkeit des Silberpfeils. "Die Lust am Fahren nährt sich ein bisschen durch die Wettbewerbsfähigkeit und unsere Ziele haben wir ganz klar nicht erreicht. Wir haben das Ziel verfehlt, ein weltmeisterschaftsfähiges Auto zu bauen."
Schumacher hätte bereits am vergangenen Freitag seinen Rücktritt bekannt geben können, doch er zögerte: "Zu diesem Zeitpunkt wollte ich mich noch nicht entscheiden, weil ich mir nicht sicher war. Lewis ist einer der besten Fahrer und ich drücke ihm die Daumen, dass er eine erfolgreiche Zukunft im Team haben wird. Mit ihm hat das Team eine Option gefunden, was mir bei meiner Entscheidung geholfen hat."
Wie geht es für Schumacher nach dieser Saison weiter?
Diese Frage wollte Schumacher in Suzuka noch nicht beantworten. Zunächst einmal stehen noch sechs Rennen an, in denen der Rekord-Champion einen würdigen Abschluss seiner erfolgreichen Karriere feiern will. Am 25. November 2012 nimmt Schumacher beim Saisonfinale zum letzten Mal im Silberpfeil Platz. Es wird sein 308. Grand Prix sein. Und dann? "Was auch immer danach kommt, darüber habe ich noch nicht entschieden", so Schumacher. "Ich habe Optionen und viele Leute können sich vorstellen, was das ist, aber dafür ist die Zeit noch nicht reif." Am wahrscheinlichsten gilt eine Rolle als Markenbotschafter bei Mercedes, denn Schumacher scheidet nicht im Unfrieden mit den Silberpfeilen.
Ein Fahrerjob kam zunächst einmal nicht in Frage. Zuletzt wurde Schumacher vor allem mit Sauber in Verbindung gebracht - dem Team, bei dem er damals seine Motorsportkarriere im Sportwagen begann. Ein gefundenes Fressen für die Presse und gleichzeitig schöne Werbung für das Schweizer Team, doch nun sagte Geschäftsführerin Monisha Kaltenborn, dass es nie einen Kontakt zwischen den beiden Parteien gegeben habe. "Darüber habe ich nicht nachgedacht, denn so etwas wollte ich nicht tun", bestätigte auch Schumacher. "Klar ist auch, dass ich niemandem mehr eine langfristige Perspektive bieten kann."
Ist das wirklich das Ende für Schumacher in der F1?
Es sieht stark danach aus. Im Januar feiert Schumacher seinen 44. Geburtstag. Doch wer hätte damals - 2006 in Monza - gedacht, dass Schumacher im Alter von 41 Jahren noch einmal ein Comeback feiern würde? Dass Schumacher süchtig ist nach Rennsport, ist kein Geheimnis. Kurios: Der Große Preis von Italien war das 15. Rennen der Saison 2006. Der Japan Grand Prix ist wieder der 15. Lauf des Jahres. Zumindest ein kleines Hintertürchen ließ sich Schumacher offen. "Wer weiß, vielleicht ist es diesmal ja für immer", kommentierte er seinen Rücktritt mit einem Grinsen.
Wie beurteilte Schumacher sein Comeback?
Eines ist klar: Die sportlichen Ziele erreichte Schumacher in seinen drei Jahren bei Mercedes nicht. "Es ist unbestritten, dass wir unser Ziel, innerhalb dreier Jahre ein WM-Auto zu entwickeln, nicht erreicht haben", räumte er ein. "Ich habe Ende 2009 gesagt, dass ich an meinen Erfolgen gemessen werden möchte, und daher habe ich in den vergangenen drei Jahren viel Kritik eingesteckt, die zum Teil berechtigt war." Sein größter Erfolg war der Podiumsplatz in Valencia, dem gegenüber standen zahlreiche Ausfälle und viele mittelmäßige Platzierungen.
Doch bei Mercedes war man voll des Lobes für Schumachers Schaffen am Silberpfeil. "Michael leistete beste Arbeit beim Aufbau unseres noch jungen Silberpfeil-Werksteams und auch wenn unser Team bis dato in seiner dritten Saison seine Ziele noch nicht erreicht hat, leistete Michael im Team unschätzbar wertvolle Arbeit, um die Basis für künftige Erfolge zu schaffen", lobte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug.
Alles in allem zog Schumacher ein versöhnliches Fazit nach seinen drei Jahren bei Mercedes. "Ich habe beschlossen meine Formel-1-Karriere zum Saisonende zu beenden, im Bewusstsein, noch immer mit den Besten der Welt mithalten zu können", sagte er. "Das macht mich stolz, und auch deshalb habe ich mein Comeback nie bereut. Ich kann zufrieden sein mit meiner Leistung der vergangenen drei Jahre und damit, dass ich es geschafft habe, mich kontinuierlich zu steigern. Aber irgendwann kommt die Zeit für den Abschied."
Was sagt das Fahrerlager zu Schumachers Rücktritt?
Eines ist klar: Schumacher wird der Formel-1-Welt fehlen. Kumpel Sebastian Vettel sprach etwa von einem großen Verlust. "Er war ein wichtiger Bestandteil und wir hatten in den vergangenen drei Jahren viel Spaß miteinander", sagte Vettel. "Leider konnte er nicht zeigen, dass er es nach wie vor drauf hat. Aber er musste niemandem etwas beweisen. Für mich ist er immer noch einer der Größten und wir werden ihn sehr vermissen." Red-Bull-Teamchef nahm den Abschied mit einem weinenden Auge hin. "Er hatte eine wundervolle Karriere. Für mich war es war ein Privileg, ihn im zweiten Teil seiner Karriere aus nächster Nähe zu erleben", so Horner bei Motorsport-Magazin.com.
Niki Lauda, ab kommendem Jahr selbst in der Führungsetage von Mercedes beschäftigt, betonte, dass man Schumachers Entscheidung vollends akzeptieren müsse. "Jeder Spitzensportler entscheidet für sich allein, wann er aufhören will", sagte Lauda. "Ich habe das wie Michael auch zwei Mal gemacht. Diese Entscheidung hat man ohne Wenn und Aber zu akzeptieren. Deshalb warne ich dringend davor, nun irgendwelche Hirngespinste da hinein zu interpretieren. All diese Diskussionen sind absurd."
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