Erstmals seit seinem Sieg beim Großen Preis von China 2006 stand Michael Schumacher vergangenes Wochenende in Valencia als Dritter wieder auf einem Podium in der Königsklasse. Zweieinhalb Jahre nach seinem Comeback kam dieser Erfolg zwar später, als sich Mercedes, der Rekordweltmeister und seine Fans das gewünscht hatten - umso größer war jedoch der Jubel bei den Mannen in Silber. Die vielen Kritiker hat man vorerst ruhiggestellt - damit das auch so bleibt, muss nun aber nachgelegt werden. Das weiß auch Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug - der Schwabe ist aber davon überzeugt, dass im Falle Schumacher bald die nächsten Glanzlichter folgen werden.
"Das war wichtig und wenn wir ihm das Auto geben, das er in Sachen Speed und Zuverlässigkeit braucht, dann werden bald weitere Podestplätze folgen", meinte Haug mit Blick auf Rang drei am Hafen der spanischen Metropole. Vor dem Europa GP war Schumacher in fünf von sieben WM-Läufen ausgefallen - zumeist waren dabei technische Schwierigkeiten an seinem F1W03 das Hauptproblem. "Sein Mangel an Erfolgsresultaten in dieser Saison liegt definitiv nicht am Fahrer und wenn man ihn fair beurteilt, muss man sagen, dass er ohne technische Probleme wohl mehr als 60 oder 70 Punkte mehr auf dem Konto hätte", stellte sich auch Haug hinter seinen Schützling, der derzeit mit 17 eingefahrenen Zählern lediglich auf der 13. Position in der Fahrerweltmeisterschaft rangiert.
Im Risikobereich
Die verlorenen Punkte wären nicht nur für Schumacher sondern, auch für die Teamwertung enorm wichtig gewesen, betonte Haug, gab aber zu: "Wir haben sie nicht eingefahren, weil wir Fehler gemacht haben." Vornehmlich habe das aber auch an dem Risiko gelegen, dass man bewusst eingegangen sei, um möglichst schnell zu den anderen Top-Teams an der Spitze aufzuschließen. "Ich denke, wir haben das Recht zu attackieren - und wenn man das macht, befindet man sich natürlich mehr im Risikobereich, als wenn man langsamer und damit auch zuverlässiger ist. Auch im dritten Jahr befinden wir uns immer noch in einem Lernprozess", stellte Haug klar. "Wenn man aber bedenkt, dass wir im Vergleich zur Konkurrenz ein limitiertes Budget haben, ist die Arbeit die wir abgeliefert haben genauso gut, wie die Richtung, in die wir uns bewegen."
Nun ob des guten Resultats voreilig in übertriebene Euphorie zu verfallen, sei aber genauso falsch. So habe der Erfolg von Valencia beispielsweise keine unmittelbaren Auswirkungen auf die anstehenden Gespräche mit Schumacher über eine gemeinsame Zukunft. Der Dreijahresvertrag des Kerpeners bei den Stuttgartern läuft Ende des Jahres aus - noch ist unklar, ob und wie es weitergeht. Auf die Frage, ob das jüngste Ergebnis etwas an den langfristigen Zukunftsplanungen der Silberpfeile ändere, antwortete Haug gegenüber Autosport: "Nicht wirklich. Das ist eine andere Geschichte und wir werden zu einem späteren Zeitpunkt mit Michael darüber sprechen."
Keine öffentliche Kritik geübt
Zunächst könne man sich einmal über den Teilerfolg in Spanien freuen, müsse dabei aber auch bescheiden bleiben. "Wir sollten jetzt nicht auf Wolke sieben geschrieben werden - aber 23 Punkte in Valencia zu holen, ist ein gutes Resultat." Allgemein müsse man nicht nur dem Team sondern auch Schumacher ein Lob für seine Einstellung aussprechen. "Michael ist ein großartiger Sportsmann und das zeigt sich in seiner zweiten Karriere nun noch mehr, denn er geht wirklich offen mit allem um, selbst mit kritischen Fragen." Der siebenmalige Champion erwecke den Anschein als habe er seine innere Balance und Ruhe gefunden.
"Zudem ist er jemand, an dem sich hier jeder orientieren und zu dem man aufschauen kann - er hat uns nie kritisiert, sich nicht öffentlich beschwert und war in Valencia wirklich sehr erfreut", sagte der Mercedes-Motorsportchef. "Michael hätte auch sagen können: 'Ich habe 91 Rennen gewonnen, warum sollte ich mich da jetzt freuen?' Aber ihn hat dieses Resultat ernsthaft befriedigt und es wäre auch falsch, zu behaupten, dass es geerbt war. Eine Runde vor Schluss war er noch Fünfter. Ich kann aber eine Vielzahl Beispiele aufzählen, wo er auch dort lag, dann aber etwas schiefging", so Haug, der sich neben der ausgleichenden Gerechtigkeit vor allem über die zur Schau gestellte Leistungsfähigkeit freute: "In Valencia konnten wir sehen, dass der Grundspeed definitiv da ist."
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