Vergangenes Wochenende besuchte Jacques Villeneuve beim Großen Preis von Kanada in Montreal nicht nur sein Heimrennen, er arbeitete vor Ort auch als Experte für das Fernsehen und wohnte den diversen Veranstaltungen zu Ehren seines Vaters bei - der Tod der Ferrari-Legende Gilles Villeneuve jährte sich heuer zum 30. Mal. Für Villeneuve war das Comeback im Fahrerlager aber aus vielerlei Hinsicht interessant, machte er mit seinem geschulten Auge doch die ein oder andere Entdeckung. Besonders beeindruckt war der Kanadier dabei vom Lotus-Boliden - der E20 des Jahrgangs 2012 sei einfach fantastisch.
Mit einem absoluten Top-Piloten am Steuer, hätte das Team aus Enstone seiner Meinung nach bereits in dieser Saison die Chance auf den WM-Titel. Ex-Champ Kimi Räikkönen wollte Villeneuve derweil noch nicht wieder in diese Riege zählen - trotz seiner beispielsweise im Vergleich zu Michael Schumachers Rückkehr starken Performance im ersten Comeback-Jahr. Als Grund für seine Einschätzung verwies Villeneuve auf das teaminterne Duell des Finnen mit Romain Grosjean. Der GP2-Meister des Vorjahres, der dieses Jahr seine erste komplette Saison in der Formel 1 bestreitet, ließ seinen 32-Jährigen Stallgefährten zuletzt immer öfter alt aussehen.
Druck durch Grosjean
In Montreal sicherte sich Grosjean mit einer beherzten Fahrt dank guter Einstoppstrategie mit Rang zwei sogar die beste Platzierung seiner bisherigen F1-Laufbahn. "Dass er in Sachen reiner Performance regelmäßig hinter Grosjean fällt, verleitet mich zu der Annahme, dass Lotus ihn fallen lassen könnte", erklärte Villeneuve mit Blick auf Räikkönen der Auto Hebdo. Besonders die oftmals schwächeren Leistungen des Lotus-Fahrers im Qualifying prangerte der Weltmeister von 1997 an. Zuspruch erhielt dieser hingegen von Landsmann und Villeneuve-Freund Mika Salo.
Der finnische Ex-Pilot arbeitet mittlerweile fürs heimische Fernsehen - zwar waren auch ihm gerade am Samstag die im Vergleich zum aufstrebenden Grosjean abfallenden Leistungen aufgefallen. "In Montreal hatte er aber trotzdem ein ganz gutes Wochenende", wollte Salo die Gemüter in puncto Räikkönen beruhigen. Parallel gibt es im Paddock aber durchaus einige Gerüchte, dass in der Beziehung zwischen dem 32-Jährigen und Lotus nicht alles im Reinen sei. Vornehmlich geht es dabei um die diffizile Steuerung des Boliden.
Team verliert die Geduld
Da Räikkönen mit dieser zuweilen so seine liebe Müh und Not habe, soll ihm das Team bereits unzählige Modifikationen erstellt haben - mit denen er aber nach wie vor nicht glücklich werde. Nun sei die Geduld der Techniker am Ende, da sie ihrer Meinung nach alle Veränderungsmöglichkeiten bereits zur Gänze ausgeschöpft haben, ihr Fahrer aber immer noch nicht zufrieden ist. Für Salo müsse man trotzdem weiter versuchen, dem Star-Piloten zu geben, wonach er verlange.
"Kimi hat diese natürliche Gabe, schnell Auto zu fahren - das Team hat ihm aber definitiv noch nicht das bereitgestellt, was er benötigt", so Salo, der der Meinung Villeneuves überhaupt nicht zustimmen wollte. "Ich glaube, dass Kimi dieses Jahr noch ein Rennen gewinnt, wenn ein Wochenende mal gut läuft." Auch könne man sehen, dass die Beziehung Räikkönens zum Team gut sei. "Obwohl es ein paar Probleme gibt, herrscht dort immer noch eine gute Atmosphäre - viele Leute spekulieren, dass sie sich trennen, aber eher das Gegenteil ist der Fall. Das Team respektiert Kimi und andersherum", meinte Salo.
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