Es wäre den Franzosen ja wirklich zu gönnen, wieder eine größere Rolle in der Grand-Prix-Welt zu spielen. Mit drei Fahrern und einer möglichen Rückkehr des Frankreich-GP entdeckt die Grande Nation die Formel 1 neu. Und das ist gut so, denn Frankreich ist aus der Königsklasse des Motorsports nicht weg zu denken.
Austragungsort soll Paul Ricard werden. Sogar ein Datum wurde für das Rennen schon genannt, die Planung kann also durchaus als "fortgeschritten" bezeichnet werden. Dennoch muss man sich als Motorsportfan fragen: Ist eine hermetisch abgeriegelte Anlage, die eigentlich Autoherstellern als Testareal dient, wirklich der richtige Austragungsort für ein Formel-1-Rennen?
Gefühlte Tempo 30
Die Strecke hat nur noch wenig mit derjenigen gemeinsam, auf der die Formel 1 zuletzt in den 80er-Jahren gastierte. Bernie Ecclestone kaufte die marode Anlage und ließ sie umgestalten. Das Ergebnis ist eine Asphaltwüste mit der künstlerisch verzierten Mutter aller Auslaufzonen, die bei Testzwecken sicher ihren Zweck erfüllt, aber beim Zuschauer eher Augenkrebs verursacht. Sie würde allenfalls Stoff liefern für das neueste TV-Sportquiz: Finden Sie auf diesem Bild das Formel-1-Auto!
In der Formel 1 dreht sich alles um Geschwindigkeit. Jeder, der einmal auf einer dreispurigen Autobahn 100 km/h oder weniger fahren musste, weiß, wie sich das anfühlt: Wie Tempo 30. Was fühlen dann erst Formel-1-Fahrer, die schonmal mit 350 km/h durch den Wald in Monza rasen, wenn sie auf diesem Asphaltareal Rennen fahren?
Der eine oder andere Kritiker mag vielleicht anmerken, dass es auch Fahrer gibt, die mitten durch die Wüste fahren und das alles andere als langweilig sei. Allerdings gibt es bei der Dakar-Rallye immerhin noch einige nicht zu verachtende Kleinigkeiten wie plötzliche Schlaglöcher, Sprünge oder spitze Steine. Dass diese Features auf einer modernen Formel-1-Strecke zum Einsatz kommen werden, darf jedoch stark bezweifelt werden.
Warum nicht gleich auf Parkplätzen fahren?
Was also bleiben würde, wäre ein Rennen mitten in einer Asphaltwüste, in die eine Strecke gemalt wurde. Die gefühlte Geschwindigkeit für die Fahrer dürfte sich im zweistelligen Bereich befinden, die TV-Kameras stehen weit von der Action entfernt und Fahrfehler würden einfach darin resultieren, dass neben der Strecke weitergefahren wird. Die Rennen der FIA GT1 haben gezeigt, dass gerade in der Startphase im allgemeinen Chaos fleißig abgekürzt werden kann.
Es ist wirklich schwer vorstellbar, dass ausgerechnet dieser Parkplatz sich mit der faszinierenden Strecke in Spa-Francorchamps abwechseln soll. Andererseits wäre dies immer noch besser als gar kein Belgien-GP mehr. Aber wenn schon Frankreich, dann doch noch lieber Disneyland als das hier! Zuletzt ein Vorschlag an Ecclestone für die Zukunft: Einfach Hermann Tilke den Auftrag geben, eine 25km² große Fläche asphaltieren zu lassen und dann eine Strecke aufzumalen – das würde dem High Tech Test Track wohl am ehesten gerecht.
diese Formel 1 Redaktion