"Kimi ist ein großartiger Fahrer, aber ich glaube, dass er die Formel 1 hinter sich gelassen hat", sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner gerade erst an diesem Wochenende in Silverstone. Da aber anscheinend manche der Meinung sind, ohne Kimi Räikkönen fehle der Formel 1 etwas Würze, hat man ihn nun doch wieder aus dem hintersten Eckchen der Gerüchteküche-Speisekammer gekramt, um ihn wieder ins Gespräch zu bringen - natürlich bei Red Bull.
Die Situation nach Silverstone ist aber auch zu verlockend, um es nicht mit ein wenig Agenda Setting zu versuchen. Mark Webber hat mit dem Ignorieren der Anweisung, er solle in den letzten Runden doch seinen Abstand zu Sebastian Vettel halten, wieder einmal für Wirbel gesorgt. Christian Horner will das privat mit ihm besprechen, einige Journalisten wollten im Verhalten des Australiers gar einen Grund für eine fristlose Kündigung sehen.
Ja gut, äh...
Da kann die Fantasie dann natürlich schon mit einem durchgehen. Immerhin ist es doch nach wie vor so, dass Red Bull einer der Hauptsponsoren von Räikkönen ist - allerdings ist das Energy-Drink-Unternehmen Hauptsponsor vieler Fahrer. Warum also nicht gleich schreiben, Travis Pastrana könnte in Zukunft für Red Bull Racing fahren, immerhin ist der Amerikaner auch ein großer Motorsport-Könner? Um Franz Beckenbauer zu zitieren: "Ja gut, äh..." Räikkönen ist als potentieller Kandidat natürlich um einiges interessanter, schließlich war er 2007 Formel-1-Weltmeister und Red Bull Racing will ja Siegfahrer haben, um auch in der Konstrukteurs-Wertung die Nase vorne zu haben.
So in etwa dachte sich das nun die Bild-Zeitung, die erfahren haben will, dass Räikkönen, der gut mit Vettel befreundet ist, auf höchster Ebene für 2012 als Nachfolger von Webber gehandelt wird. Ein paar Haken hat die Sache aber. Horner hatte in Silverstone nicht nur gemeint, Räikkönen habe die Formel 1 hinter sich gelassen, er sagte auch nach dem Rennen, dass er weiter daran glaube, es werde ein Vertrag mit Webber zustande kommen. Natürlich könnte sich das nach der persönlichen Aussprache zwischen den Beiden wieder ändern, wobei Webber dabei immer das Argument hat, er habe Vettel zwar angegriffen, dabei aber sichergestellt, dass keiner zu Schaden kommt - immerhin sahen beide das Ziel.
Mateschitz nur beim Wort genommen
Dann hatte schon vor dem Silverstone-Wochenende Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz erklärt, dass eigentlich nur noch die Bestätigung fehle, dass Webber auch 2012 bleibe. Zwar ist nicht klar, wie der Österreicher auf die Gehorsamsverweigerung Webbers reagiert, allerdings hatte der Milliardär immer propagiert, dass er seine Fahrer frei fahren sehen wolle, so gesehen dürfte er nicht allzu böse sein, dass der Australier ihn beim Wort nahm.
Und dann wäre da noch Räikkönen selbst. Der Finne gehört sicher zu den talentiertesten und schnellsten Fahrern, die es nach wie vor gibt. Allerdings ist er seit 2009 nicht mehr in der Formel 1 und wie eine ausgedehnte Auszeit einen zurückwerfen kann, zeigte das Comeback Michael Schumachers. Die Reifen haben sich geändert, die Autos sind auch anders geworfen, da hätte auch der Weltmeister von 2007 so seine Probleme, sich wieder einzufinden. Auf jeden Fall wäre es eine große Überraschung, sollte er gleich wieder ein Siegfahrer sein - allerdings ist Räikkönen immer alles zuzutrauen, wenn er motiviert ist. Als letzten Einwurf auf dem Weg, noch eine Aussage, die der Finne einem Landsmann anvertraut haben soll: "Ich habe nie gesagt, dass meine Formel-1-Karriere zu Ende ist."
diese Formel 1 Redaktion