Verarsche, Quatsch, Blödsinn. Der Unmut vieler DTM-Fans erstreckte sich über eine große Bandbreite, nachdem der Veranstalter ITR bekanntgegeben hatte, dass die Trainings am Freitag zur kommenden Saison gestrichen werden. Nicht zu Unrecht aus Fan-Sicht, schließlich hatten sich viele schon Tickets für 2013 besorgt. Jetzt müssen sie damit leben, sich am Freitag mit den Rahmenserien zu begnügen. Auf den ersten Blick ein Schlag ins Gesicht der Anhänger, die natürlich so viel Motorsport wie möglich erleben wollen - und dafür nicht ganz wenig Geld auf den Tisch legen.
Die DTM-Hersteller vermeiden es bislang, sich zu den Neuerungen zu äußern. Sicher ist aber, dass sich Fahrer und Teams umstellen müssen. 90 Minuten weniger Training und, wie Motorsport-Magazin.com aufdeckte, der Wegfall des Warmup am Sonntag sind ein empfindlicher Einschnitt in die Vorbereitung auf das sonntägliche Rennen. Der Hintergrund dieser ITR-Maßnahme ist relativ simpel: Es geht um Kostenreduzierung. In der DTM wird Kostenkontrolle seit Jahren groß geschrieben. Siehe Einheitsbauteile.
Diesmal ging der Sparplan jedoch auch auf Kosten der Fans - dass denen das nicht gefällt, war zu erwarten und ist absolut verständlich. Jetzt wäre es ein Leichtes, an dieser Stelle auf den Zug aufzuspringen und der DTM eine reinzuwürgen. Betrachten wir die Angelegenheit aber aus einem anderem Blickwinkel: Die DTM konnte in den vergangenen Jahren nur überleben, weil sich die Motorsport-Abteilungen von Audi und Mercedes für den Erhalt der Serie stark machten. Denn seien wir einmal ehrlich: Allzu interessant ist es nicht für die großen Autokonzerne, viel Geld in einen Sport zu investieren, in dem nur zwei verschiedene Hersteller gegeneinander antreten.
Doch Menschen wie Norbert Haug und Wolfgang Ullrich schafften es, ihren Bossen immer wieder genügend Geld abzuzwacken, damit die DTM nicht noch einmal stirbt. Der letzte Tod ist noch gar nicht so lange her, es war 1996. Grund damals: maßloses Geldverbrennen. Dank der Rückkehr von BMW stieg die Attraktivität der DTM im vergangenen Jahr um ein Vielfaches an, die Tribünen waren voll wie nie und die Fans (und Medien) glücklich wie schon lange nicht mehr.
Das Überleben der Serie bis hin zu dem, was wir aktuell vorfinden, war ein steiniger Weg, auf dem immer wieder finanzielle Kompromisse gemacht werden mussten. Wenn es dem Sport hilft, zu überleben, dann fällt der DTM-Freitag künftig eben aus. Im Gegenzug wäre es natürlich nett, wenn der Veranstalter eine Kompensation anbieten würde, um die Fans zu besänftigen. Wie wäre es etwa mit einer großen Meet-the-Drivers-Aktion? Die sollten dieses Jahr an den Freitagen doch Zeit haben.
diese DTM Redaktion