Der ePrix in Berlin, das seit 2015 einzige Formel-E-Event in Deutschland, hatte wieder einige Besonderheiten zu bieten, die wir in unseren Notizen nachfolgend unseren Lesern nicht vorenthalten wollen:

*** Ergebnis Rennen 1 (Top-10): 1. Nick Cassidy, 2. Jean-Eric Vergne, 3. Oliver Rowland, 4. Mitch Evans, 5. Pascal Wehrlein, 6. Antonio Felix da Costa, 7. Stoffel Vandoorne, 8. Edoardo Mortara, 9. Sacha Fenestraz, 10. Taylor Barnard ***

*** Ergebnis Rennen 2 (Top-10): 1. Antonio Felix da Costa, 2. Nick Cassidy, 3. Oliver Rowland, 4. Pascal Wehrlein, 5. Jake Dennis, 6. Mitch Evans, 7. Jehan Daruvala, 8. Taylor Barnard, 9. Joel Eriksson, 10. Jean-Eric Vergne ***

*** Nick Cassidy führt die Fahrer-Tabelle nach 10/16 Saisonrennen mit 140 Punkten an. Pascal Wehrlein, der beim Heimspiel die WM-Führung verlor, und Oliver Rowland folgen mit 124 und 118 Zählern auf den Plätzen zwei und drei. In der Team-Wertung liegt das Jaguar-Werksteam mit 237 Punkten an der Spitze vor Porsche (183) und Nissan (144) ***

*** Die Formel E kommunizierte am Montag (!) während des Rookie-Tests die offizielle Zuschauerzahl mit 25.000 Besuchern am gesamten Wochenende. Dabei entfielen 11.594 Zuschauer auf den Samstag und 13.406 Fans auf den Sonntag. Laut dem Organisator ADAC Berlin-Brandenburg waren Tribünen mit einer Kapazität von insgesamt 8.500 Sitzplätzen aufgebaut worden. Die Differenz zur Gesamtzuschauerzahl ergab sich durch vorhandene Stehplätze sowie die sündhaft teuren Tickets für den Emotion-Club und die Electric-Lounge ***

*** Die deutsche Hauptstadt ist die einzige Metropole im Kalender, in der seit 2015 immer mindestens ein Rennen stattgefunden hat. Mit einigen Doppelrennen und durch Corona bedingt sogar einem Sixpack gastierte die Elektrorennserie inzwischen 20-mal in der Bundesrepublik ***

*** Ein weiterer Meilenstein der FIA Formel E war der 125. ePrix in der Formel-E-Historie seit 2014, der am vergangenen Samstag auf dem stillgelegten Flughafen in Tempelhof über die Bühne ging. Gleichzeitig war es das neunte Saisonrennen ***

*** Porsche-Werksfahrer Antonio Felix da Costa darf sich seit Sonntag "Formel-E-König" von Berlin nennen, denn mit seinem ersten Saisonsieg in seinem 119. Formel-E-Rennen war der Portugiese in der Hauptstadt bereits zum dritten Mal erfolgreich. Seinen letzten von insgesamt neun Erfolgen und zudem 20 Podien hatte Felix da Costa bei der Kapstadt-Premiere am 25.02.2023 gefeiert ***

*** Endlich auch in Berlin hat das Porsche-Werksteam seinen ersten Triumph gefeiert. Es war im 68. Formel-E-Rennen des Stuttgarter Sportwagenbauers der insgesamt achte Erfolg für den einzigen deutschen Hersteller in der Elektrorennserie ***

*** Die Zukunft von Porsche in der Elektrorennserie ist nach den in Medien geäußerten, umstrittenen Ausstiegen von Audi, BMW und Mercedes dagegen weiterhin offen. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com soll die Entscheidung rund um den auch für Porsche wichtigen China-Markt beim nächsten Formel-E-Event in Shanghai (24. Bis 26.05.2024) kommuniziert werden ***

*** Schon vor dem Berlin-Wochenende wurde von Porsche der Einsatz eines neuen Safety-Cars in der Formel E kommuniziert. Der in diesem Jahr vorgestellte Taycan Turbo GT folgte auf den Turbo S von 2019 und wurde in den beiden Rennen gleich mehrfach zum Einsatz gerufen ***

*** Jaguar-Werksfahrer Nick Cassidy wiederholte im Samstagsrennen seinen Vorjahreserfolg, mit dem er insgesamt 15. Sieger eines ePrix in Berlin war. Zwei Erfolge haben zudem noch die früheren Formel-E-Champions Sebastien Buemi (Renault) und Lucas Di Grassi (Audi Sport Abt Schaeffler, jetzt Abt-Cupra) gefeiert ***

*** Nick Cassidy gelang auf dem Weg zum Sieg ein ungewöhnliches Kunststück. In der Anfangsphase des Rennens sparte der Neuseeländer mehr Energie als die Konkurrenz und fiel immer weiter zurück. Zwischen den Runden 17 und 20 wurde Cassidy sogar auf dem letzten Platz gewertet, pflügte sich jedoch mit mehr Rest-Energie als die Spitze in der zweiten Rennhälfte nach vorne ***

*** Edoardo Mortara bescherte seinem Arbeitgeber Mahindra die erste Pole Position in dieser Saison, gleichzeitig war es eine insgesamt dritte, die der Italo-Schweizer kurioserweise alle in Berlin erzielt hat. Ein weiteres Kuriosum: Mit den drei Punkten für die Pole, sammelte Mortara seine ersten Zähler der Formel-E-Saison 2024 ***

*** Apropos Berlin: Der zweimalige Meister (2018 und 2019) Jean-Eric Vergne (DS Penske) stand in Berlin bereits zum siebten Mal auf dem begehrten Siegerpodium. Dieses Kunststück haben vor ihm nur die Ex-Champions Sebastien Buemi und Lucas Di Grassi geschafft ***

*** Der Abt-Cupra-Fahrer Di Grassi, der am Sonntag sein 125. Rennen in der Elektrorennserie fuhr, schaffte es bei seinem "Heimspiel" zum ersten Mal in die Duell-Phase des Qualifyings. Den erhofften Platz in den Punkterängen verfehlte der Brasilianer bereits zum vierten Mal um eine einzige Position - ärgerlich ***

*** Der amtierende Weltmeister Jake Dennis stand in Berlin im zweiten Rennen des Wochenendes erstmals 2024 auf dem besten Startplatz. Mit insgesamt sechs Poles hat sich der Andretti-Pilot auf Platz sieben der ewigen Pole-Bestenliste vorgeschoben ***

*** Gleich fünf etatmäßige Stammfahrer fehlten an diesem Wochenende bei der Formel E in Berlin. Sam Bird (McLaren-Nissan) fehlte nach seinem im Monaco-Training zugezogenen Handbruch weiterhin, während vier weitere Piloten am Samstag beim WEC-Rennen in Spa an den Start gingen und somit das Formel-E-Wochenende auslassen mussten ***

*** Zwar hätten die vier WEC-Starter das Sonntagsrennen aus zeitlicher Sicht durchaus bestreiten können, jedoch verhinderten dies die FIA-Regularien. Diese bewerten beide Rennen eines Double-Headers als ein einzelnes Event, womit Fahrer nur aufgrund 'höherer Gewalt' (Force Majeure) für das Sonntagsrennen ausgetauscht werden dürften. Die betroffenen Teams hofften auf eine Ausnahmeregelung, die jedoch in einer Abstimmung der elf Teams im März wenig überraschend scheiterte. Dennoch ließen es sich sowohl Nico Müller und Nyck de Vries als auch Robin Frijns und Sebastien Buemi nicht nehmen, für den Sonntag nach Berlin zu reisen und ihren Teams einen Besuch abzustatten. "Am Ende habe ich versucht mir da nicht zu sehr den Kopf zu zerbrechen, auch wenn es ganz komisch war, hier gestern ins Fahrerlager zu laufen und zu wissen, da findet ein Rennen statt und ich darf nur zuschauen", beschrieb Müller am Montag gegenüber MSM die ungewöhnliche Situation ***

*** Gleich drei Fahrer erzielten im Sonntagsrennen von Berlin das beste Ergebnis ihrer bisherigen Formel-E-Karriere und sammelten WM-Punkte. Für alle drei Piloten war es erst das zweite Mal in der Elektro-WM, dass sie Zähler von einem Rennen mitnehmen konnten. Maserati-DS-Rookie Jehan Daruvala wurde Siebter, während Teamkollege Maximilian Günther in beiden Berlin-Rennen vorzeitig ausschied. Die Ersatz-Piloten Taylor Barnard (McLaren-Nissan / P8), der in seinem erst dritten Formel-E-Start zum zweiten Mal in die Punkte fuhr und Joel Eriksson (Envision-Jaguar / P9) erreichten ebenfalls ihre bisher besten Formel-E-Resultate ***

*** Eriksson war bei seinem Team, dem amtierenden Weltmeister-Team Envision, nicht der einzige Ersatz-Pilot an diesem Wochenende, da beide Stammpiloten in der WEC fuhren. Paul Aron im zweiten Envision verpasste im Gegensatz zu Eriksson zwar die Punkte, schlug sich bei seinem Formel-E-Debüt mit den Plätzen 13 und 14 aber ebenfalls durchaus wacker. "Es ist so kompetitiv. Die Autos sind sehr technisch, sehr complex. Die ganzen Systeme und Kontrollen: Es ist ein unfassbar komplexes Auto zu verstehen und das Feld and Fahrern und Teams ist phänomenal", rief Envision-Teamchef Sylvain Filippi am Montag im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com ins Gedächtnis. "Sich also nahe an den Top-10 zu qualifizieren und mit Joel das Rennen in den Punkten zu beenden, ist ein fantastisches Resultat." ***

*** Das auch von vielen Fahrern wegen des Energiesparens kritisierte "langsam fahren", führte in Berlin auch dank zweier Safety-Car-Phasen zum zweitlängsten Formel-E-Rennen der Geschichte: Für seinen insgesamt siebten Formel-E-Sieg benötigte Nick Cassidy (Jaguar) 61:54.939 Minuten. Damit war der Neuseeländer exakt 35,115 Sekunden "schneller" als Lucas Di Grassi (Abt-Audi), der das Saisonfinale in New York am 14.07.2018 in 62:30.054 Minuten absolvierte und dabei seinen Teamkollegen Daniel Abt nur um 0,965 Sekunden distanziert ***

*** Der ehemalige DTM-Champion und aktuelle BMW-Werksfahrer Sheldon van der Linde feierte einen Tag nach dem Formel-E-Event seinen 25. Geburtstag. Das "Geschenk" seiner Management-Agentur Pole Promotion rund um Berater Dennis Rostek war der Formel-E-Rookie-Test am gleichen Tag. Dabei erzielte der Südafrikaner im Jaguar hinter Robert Shwartzman (DS Penske / 1:01.937 Minuten) und Jak Crawford (Andretti-Porsche / +0,137 Sekunden) die drittschnellste Zeit (+0,230) unter insgesamt 22 Piloten, die zuvor noch kein einziges Formel-E-Rennen bestritten hatten ***

*** Mit Sun Minimeal präsentierte sich das Extreme-E-Team von Timo Scheider als Titelpartner des Berliner ePrix. In der Fan-Village stand auch seine Fahrerkollegin Klara Andersson Rede und Antwort. Zudem war auch der Odyssey-Prototyp des Teams vor Ort ***

*** Motorsport-Magazin.com überraschte am Sonntag interessierte Formel-E-Fans und Medien mit einer erfreulichen Nachricht: Über die zehnte Saison der Elektrorennserie hinaus wird die deutsche Hauptstadt auch in den kommenden Jahren Bestandteil des Rennkalenders sein. Das bestätigte Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner in einem MSM-Gespräch. Der ursprüngliche Vertrag wäre in diesem Jahr ausgelaufen. Bei dem neune Vertrag handelt es sich um eine 3 + 3 Vereinbarung. Nach den ersten drei Jahren, also im Jahr 2027, besteht ein einmaliges und beidseitiges Kündigungsrecht. Die Zukunft der Rennserie in Deutschlands ist damit mindestens für die nächsten drei Jahre, wegen der bisher sehr guten Zusammenarbeit wohl auch bis einschließlich 2030, gesichert ***

*** Unfreiwillige Unterbrechung: Wie der ehemalige DTM- und aktuelle Formel-E-Renndirektor Scot Elkins auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com erklärte, ließ er Sponsoren- und Werbebanner im Freien Training von der Streckenbegrenzung entfernen. Hintergrund dieser Entscheidung war, dass die abgerissene Reklame nach einem Mauer-"Kuss" von ERT-Fahrer Dan Ticktum auf der Strecke lag und somit ein Sicherheitsrisiko bestand. Deshalb unterbrach Elkins die Session mit roter Flagge ***

*** Das neue Streckenlayout in der bevölkerungsreichsten Stadt der Europäischen Union mit einer Länge von 2.343 Metern und 15 Kurven wurde von den Fahrern im Vergleich zu früheren Varianten durchweg gelobt. "Es könnte mehr Kurven haben, ein bisschen eine längere Strecke sein, aber insgesamt ist es bisher meine Lieblingsstrecke in Berlin", meinte etwa Pascal Wehrlein am Sonntag zu Motorsport-Magazin.com ***

*** Die Spekulationen in Medien, dass sich Abt-Sponsor Cupra am Ende der zehnten Formel-E-Saison aus der Elektrorennserie zurückzieht, wurde auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com von Verantwortlichen beider Parteien nicht bestätigt. Eine Entscheidung darüber würde sowieso erst nach Ende der Saison, spätestens im Herbst fallen, wenn wie üblich entsprechende Budgets für einzelne Projekte festgelegt werden ***

*** Für Premium-Reifenhersteller Hankook, der alle Teams exklusiv mit dem iON Race ausstattet, war das Wochenende auf dem stillgelegten Flughafen Berlin-Tempelhof aus gleich zwei Gründen etwas ganz Besonderes: Zum einen, weil das südkoreanische Unternehmen den 83. Geburtstag feierte und zudem Deutschland zu den Kernmärkten weltweit gehört. "Das neue Streckenlayout sieht super aus", befand Maximilian Günther vom Team Maserati MSG Racing und Gewinner des ePrix in Tokio, nach einer Besichtigung. "Der Kurs hat gewohnt starke Anbremszonen und einige sehr technische Passagen. Das Racing wird ganz sicher wieder spektakulär und die Fans können sich darauf freuen - auch weil Überholen gut möglich ist." ***

*** Für Lokalmatador Günther war an diesem Wochenende nicht nur die Strecke neu. Auch an dem Kommandostand seines Maserati-Teams gab es Veränderungen personeller Natur. Der bisherige Chefingenieur Cyril Blais wurde vor dem Berlin ePrix zum neuen stellvertretenden Teamchef ernannt ***