Die MotoGP fährt ab 2027 mit neuen Motoren. Der Hubraum wird von 1000ccm auf 850ccm reduziert, auch die Zylinderbohrung ändert sich: 75 Millimeter anstatt bislang 81 Millimeter. Das wurde Anfang Mai offiziell bekanntgegeben. Für die Hersteller bedeutet das die Entwicklung völlig neuer Aggregate, was mit einem dementsprechend großen Aufwand verbunden ist.

Im Herstellerbündnis MSMA (Motorcycle Sports Manufacturers Association) wird deshalb nun über einen Entwicklungsstopp für die bestehende Motorengeneration mit Saisonstart 2025 verhandelt, um Kapazitäten für die neuen Triebwerke freizuschaufeln. Ducati und KTM gelten als große Fürsprecher eines solchen 'Engine-Freeze', Aprilia als Wackelkandidat, die strauchelnden Japaner von Yamaha und Honda als Gegner.

Keine Entwicklung bis 2027! MotoGP plant Freeze (05:11 Min.)

"Der Engine-Freeze ist meiner Meinung nach essentiell", bezieht KTM-Motorsportchef Pit Beirer im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com klar Stellung. "Jeder Hersteller muss für 2027 ein neues Aggregat bauen. Dafür brauchst du volle Kapazitäten und deine besten Ingenieure. Es wäre deshalb völlig hirnlos für die gesamte Szene, Millionen zu verbrennen, um für die letzten zwei Jahre jetzt noch irgendwie neue Motoren zu bauen. Wir sind deshalb klar für einen Engine-Freeze."

MotoGP-Entwicklung: Pit Beirer für Stopp 2025

Geht es nach Beirer, wäre der Winter 2024/2025 die letzte Periode, in der die aktuelle Motoren weiterentwickelt werden dürfen. Mit Saisonstart 2025 soll der Freeze dann in Kraft treten: "Ich denke, März 2025 wäre ein guter Zeitpunkt. Da kannst du über den Winter noch einmal Erkenntnisse sammeln, diese auch umsetzen und neue Teile an das Motorrad bringen. Der Motor, den du dann verwendest, ist aber eben dein Motor für die nächsten zwei Jahre. Dann kannst du die Ingenieure auf das neue Aggregat ansetzen. Insgesamt kostet so ein Umstieg auf eine neue Kubatur auch nicht mehr als eine Weiterentwicklung der bisherigen Motoren, aber wenn du parallel 850er- und 1000er-Motoren baust, hast du natürlich den doppelten Aufwand und die doppelten Kosten. Der Freeze ist für mich deshalb ein No-Brainer. Jeder, der etwas anderes fordert, hat scheinbar zu viel Geld."

Pit Beirer in der KTM-Box
Pit Beirer vertritt eine eindeutige Meinung zum Engine-Freeze, Foto: LAT Images

MotoGP-Engine-Freeze nicht für Nachzügler

Auch für den Widerstand aus Japan zeigt Beirer wenig Verständnis: "Ein Engine-Freeze würde ja nur Ducati, KTM und Aprilia betreffen, denn Yamaha und Honda verfügen ja nach wie vor über Concessions, die bestehen bleiben würden." Yamaha und Honda sind aktuell im Concessions-Reglement in Rang D eingeordnet. Während die europäische Konkurrenz ihre Motoren also schon jetzt für die gesamte Saison auf dem Stand des ersten Rennwochenendes einfrieren muss, ist ihnen freie Motorenentwicklung erlaubt. Behält das derzeitige Reglement in diesem Bereich Gültigkeit, könnten sie dieses Privileg mit einem Aufstieg in Rang C allerdings verlieren, etwa zur Saison 2025. Dafür sind mehr als 35 Prozent der möglichen Punkte in der Herstellerwertung nötig. Davon sind beide Hersteller im Moment allerdings weit entfernt: Yamaha liegt nach fünf Rennwochenenden bei einer Quote von 15,13 Prozent, Honda gar nur bei 9,19.

Motorsport-Magazin.com meint: Stimmen die exakten Rahmenbedingungen, wäre ein Engine-Freeze für die MotoGP definitiv eine gute Entscheidung. Motorenseitig liegen Ducati, KTM und Aprilia mehr oder weniger auf einem Level, große Sprünge sind hier mit der aktuellen 1000ccm-Formel nicht mehr zu erwarten. Ein Entwicklungsstopp würde auf mögliche Veränderungen im Kräfteverhältnis der aktuellen Sieganwärter also keinen großen Einfluss haben. Für Yamaha und Honda wären zwei Jahre ohne Weiterentwicklung in der aktuellen Situation ein Schlag ins Gesicht. Wenn sie als Hersteller in Rang D aber weiterhin an ihren Motoren arbeiten dürfen, wäre ein Engine-Freeze für sie sogar von Vorteil, da für die Konkurrenz ein weiterer Entwicklungssprung 2026 ausbleibt. (Markus Zörweg)

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